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Kapitel 7

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Die Christen stellen folgende Beweisführung auf: Wir finden, daß ihr unter egyptischem Drucke nur 400, im babylonischen Exil nur 70 Jahr habt zubringen müssen, wie kommt es, daß ihr dem gegenwärtigen Exil, dem römischen, schon länger als 1500 Jahr schmachtet?
Noch mehr, bei jenen frühern Verbannungen war euch der Zeitpunkt der Erlösung vor eurem Eintritte in die Verbannung, bekannt; so offenbarte Gott dem Abraham, das Ende des egyptischen Druckes werde nach 400 Jahr, so dem Jirmejah und andern Propheten besselben Zeitalters, das Ende des babylonischen Exils werde nach 70 Jahren statthaben, wie Jer. 29 geschrieben steht, eben weil Gott die Absicht hatte, euch aus diesen Verbannungen zu befreien.
Da nun Gott das Ende des gegenwärtigen Exils keinem Propheten offenbart hat, und es keiner weiß, so scheint unzweifelhaft, es sei der göttliche Wille nicht, euch aus dem gegenwärtigen Exil zu befreien, sondern wird sich an euch jene Rücksichts eurer ausgesagte Bestimmung erfüllen, die 3. V. M. 26,38 vorkommt: Ihr werdet zu Grunde gehen unter Völkern, und wird euch aufzehren das Land eurer Feinde.
Auch stimmt der Verstand mit dieser Ansicht überein.
Wäre es der Willen Gottes, euch aus dem gegenwärtigen Exil zu befreien, warum läßt er euch, eine so überaus lange Zeit, in dem so harten Exil schmachten?
Eine Sache, die sich durch ganze 1500 Jahre nicht verwirklicht hat, kann sich unmöglich später verwirklichen.
 
Antwort
 
Die Ursache, daß unserem Urvater Abraham das Ende des Druckes in Egypten mitgetheilt worden, war, weil ihm Gott eine gottgesegnete Nachkommenschaft zugesichert, welche das gelobte, damals unter der Gewalt der sieben Völkerschaften sich befindende Land besitzen werde, darum that er ihm kund, die Uebergabe dieses Landes an dessen Nachkommenschaft werde nicht balb nach Erzielung derselben, sondern erst 400 Jahr nach Geburt dessen Sohnes Jizchak vor sich gehen, wie geschrieben steht 1. V. M. 15,13: Wisse! ein Fremdling wird dein Same sein in einem Lande, das nicht Ihnen gehört, und man wird sie knechten und drücken 400 Jahr.
Dieser Vers anthält eine Inversion, und ist zu erklären:
Ein Fremdling wird dein Same sein in einem Lande, das nicht ihnen gehört, 400 Jahr; und man wird sie knechten und drücken.
Als Beweis diene, daß Wort אותם einen trennbaren Accent, nämlich eine Athnachtha, hat.
Aehnlich 2. B. M. 12,15:
Jeder, der Gesäuertes ißt, ausgerottet soll dessen Person werden aus Jisrael, vom ersten bis zum siebenten Tage.
Dies ist zu verstehen, als ab das Wort ausgerottet f.f. erst nach den Worten siebenten Tage stände, also gleichfalls eine Inversion; dergleichen begegnet man oft.
Wirklich finden wir, daß Jizchak, Jakob und seine Söhne sich als Fremdlinge in jenem Lande aufgehalten.
So heißt es von Jizchak 1. B. M. 26,3:
Wohne als Fremdling in diesem Lande; ferner Ps. 105,23:
Und Jacob wohnte als Fremdling im Lande des Cham; ferner 1. B. M. 47,4:
Sie sprachen zu Pharaoh, um als Fremdlinge im Lande zu wohnen, sind wir gekommen.
 
Ihr Aufenthalt als Fremdlinge im Lande der Philister und Kanaan, von der Geburt Jizchaks an bis zur Ankunft Jacobs nach Egypten, betrug 190 Jahr, denn Jacob war 130 jahr alt, al ser nach Egypten zog, (1. B.M. 17,9) Jizchak aber war 60 Jahr alt, als ser Jakob zeugte; (ebend. 25,26) demmach hatten sie (die Kinder Israels) von der Zeit, da Jakob, mit seinen Söhnen nach Egypten gekommen bis zum Endpunkte der göttlichen Verheißung nur 210 Jahr da zu verbleiben.
 
Es kann nicht angenommen werden, daß sie in Egypten volle 400 Jahr zugebracht haben, da Kehath unter denen sich befunden, die nach Egypten eingewandert; (1. B. M. 46,11) rechnest du nun auch die ganzen Lebensjahre des Kehath (2. B. M. 6,18) wie auch des Amram (ebend B. 20) und die 80 des Moscheh (ebend. 7,7); so beträgt alles zusammen nicht mehr als 350 Jahr von welcher Zahl jedoch die Lebensjahre des Kehath vor seiner Ankunft in Egypten, so wie nach dessen Zeugung des Amram, ingleichen die Lebensjahre des Amram nach dessen Zeugung des Moscheh, in Abzug gebracht werden müssen, weshalb nothwendig die 400 Jahr von der Zeit der Geburt unseres Urvaters Jizchak zu rechnen sind, und betrugen die Tage des Aufenthaltes als Fremdlinge in anderen Ländern mit solchen Tagen des Aufenthaltes und denen der Knechtung und des Druckes im Lande Egypten zusammen 400 Jahr. k 2.)
Die Ursache, weswegen über Israel verhängt worden, so lange in Egypten zu verweilen, erklärt die h. S. ausdrücklich mit den Worten:
(1. B. M. 15, 16) Das vierke Geschlecht wird hierher zurückkommen, denn nicht vol list die Schuld des Emeri bis dahin.
Es heißt: das vierte Geschlecht, nämlich Kehath, Amra, Aharon, Elazar; se heißt: denn nicht voll ist die Schuld des Emori bis dahin, nämlich bis zu jener Zeit war sein Strafmaß nicht voll, und wird nur der Emori erwähnt, weil dieser der Stärkste unter allen sieben Völkerschaften gewesen, wie zu ersehen Amos 2,9:
Und ich habe den Emori vor ihnen vertilgt, dessen Höhe gleich der Höhe der Cedern, und der stark war gleich den Eichen.
Zwar sagt die h. S. an einem andern Orte:
Und der Aufenthalt der Kinder Israels, den sie sich aufgehalten in Mizraim war 430 Jahr. (2. B. M. 12,40) mit diesen 430 Jahren verhielt es sich folgendermaßen: das Verhängniß war über die Nachkommen unseres Urvaters Abraham ursprünglich, nur 400 Jahr als Fremdlinge und in Knechtung und Druck hinzubringen; doch wurden, wegen der Sünde des damaligen Geschlechts, ihnen noch 30 Jahr zugegeben.

So heißt es Jecheskel 20,8:

Aber sie waren widerspenstig gegen mich, und wollten mir nicht gehorchen, Keiner warfen sie die Gränel weg vor ihren Augen, verließen sie die Götzen Mizraims; da gedachte ich, meinen Grimm über sie auszuschütten, meinen Zorn vollends an ihnen auszulassen im Lande Mizraim, nur deshalb dauerte ihre Verbannung 30 Jahre länger; und hätten sie sogar verdient, daß solche noch länger dauere, wenn sie nicht laut aufgeschrieen zu Gott, von der Schwere der Arbeit und des Druckes, wie geschrieben steht 2. B. M. 2,23:

Die Kinder Israels seufzten von der Arbeit und schrieen laut; da stieg hinauf ihr Wehgeschrei zu Gott von der Arbeit; ferner ebend 3,9: Und jetzt sieh! das Wehgeschrei der Kinder Israels ist gekommen zu mir, was bekundet, daß sie es nicht verdienten erlöst zu werden, als die Endzeit des Verhängnisses herangerückt, wenn nicht Gott ihr Wehklagen und Wehgeschrei wegen des großen Jammers, in dem sie sich befanden, gnädig aufgenommen hatte.

 
Und kann dies nicht wundern, da ihnen ja noch 40 Jahr in der Wüste zugegeben worden, wegen der Sünde mit den Kundschaftern; und wäre diese gewesen, so wären sie sofort in’s gelobte Land eingezogen.
 
Gleichwohl ist die Verheißung das vierte Geschlecht wird hierher zurückkehren, in Erfüllung gegangen, wie kürzlich gezeigt worden.
 
Ferner war die Ursache, daß dem Propheten Jirmejah das Ende des babylonischen Exils mitgetheilt worden, weil das babylonische Exil, in Folge der Sünde der Erlaßjahre, verhängt wurde, da sie nämlich im eigenen Lande, 70 Erlaßjahre zu feiern unterlassen hatten, darum mußten sie diese Feier 70 Jahr nacheinander im Exil nachholen, wie geschrieben steht 3. B. M. 26,34-35:
 
Dann wird das Land nachholen seine Feierjahre, die ganze Zeit der Verwüstung, da ihr im Lande eurer Feinde; dann feiert das Land, und holet nach seine Feierjahre; die ganze Zeit der Verwüstung feiert es, weil es nicht gefeiert in euren Feierjahren, da ihr darin gewohnt.
 
So heißt es auch 2. Chr. 36,21:
 
Auf daß in Erfüllung gehe das Wort Gottes, durch den Mund des Jirmejahu, bis das Land nachgeholt seine Feierjahre, die ganze Zeit der Verwüstung feiert es, bis voll werden 70 Jahr.
 
Die Ursache hingegen der Nichtmittheilung des gegenwärtigen Exils ist, weil das gegenwärtige Exil verhängt worden, um die Sinden, Missethaten und Vergehungen zu sühnen, wodurch Israel sich versündigt hat, seit ihrem Einzuge in’s gelobte Land, bis zu ihrer Wanderung in’s Exil.
 
Weil die Sünden nämlich eine arge Unreinigkeit für die Seelen der Sünder sind, und eine Scheidewand zwischen Letztern und Gott bilden, so bedürfen diese eine Reinwaschung durch die vielen Schläge und tödlichen Leiden während der langen Dauer des gegenwärtigen Exils.
 
Im babylonischen Exil hatten sie die gehörige Reinigung nicht erlangt und nur die Sünde des Erlaßjahres abgebüßt, das sie, während der Zeit ihres Aufenthaltes in Palästina, nicht gefeiert, die andern Vergehungen, Missethaten und Sünden hingegen, wie Unzucht, Götzendenst und Blutvergießen u.a.m. hatten sie im babylonischen Exil, wegen Kürze der Zeit, nicht abgebüßt; darum beschloß die Allweisheit, sie in das gegenwärtige Exil wandern und daselbst eine überaus lange Zeit, bis zum Ende der Tage, verbleiben zu lassen, um ihre Strafe zu erleiden, den Frevel des Götzendienstes zu tilgen, die Sünde der Unzucht wegzuschaffen, und die Missethat des Blutvergießens abzubüßen, wie geschrieben steht Jecheskel 22:15:
 
Ich zerstreue dich unter Völker, zersprenge dich in Länder, und tilge alle deine Unreinigkeit aus dir.
 
Desgleichen Klagelieder 4,22:
 
Getilgt wird deine Sünde, Tochter Zions! dann wird er nicht mehr dich austreiben.
 
Ja, im babylonischen Exil, nicht allein, daß ihre früheren Sünden, mit Ausnahme der Sünde des Erlaßjahres, nicht geschwunden waren, so hatten sie sich noch neuer schuldig gemacht, weshalb sie auch noch einmal in’s Exil wandern mußten, um alle Sünden und Vergehungen abzubüßen; und werden unsere Sünden und Vergehungen endlich abgebüßt, unsre Unreinigkeit geschwunden sein, durch die Leiden des jetzigen grausamen und harten Exils, dann werden wir nicht wieder sündigen, und wird sich an uns erfüllen jener Vers der Gotteslehre 5.B.M. 30,6:
 
Beschneiden wird der Herr, dein Gott, dein Herz und das Herz deines Samens, zu lieben den Herrn, deinen Gott, mit deinem ganzen Herzen und deiner ganzen Seele, auf daß du lebest.
 
Ferner Jecheskel 36,26-27: Ich werde euch geben ein neues Herz, einen neuen Geist werde ich euch geben f.f. und bewirken, daß ihr nach meinen Gesetzen wandelt, und meine Rechte beobachtet und übet, wie auch noch andere ähnliche Verheißungen, die noch nicht in Erfüllung gegangen.
Da nun Gott beabsichtigt, daß wegen der Menge unserer Sünden, Missethaten und Vergehungen, die Zeit des Exils sich sehr lange ausdehne, auch daß der Eintritt der allumfassenden und ewig dauernden Erlösung von unserer Besserung abhängig sei, darum hat seine Allweisheit für gut gefunden, das Ende dieser zukünftigen Erlösung zu verhehlen, wie geschrieben steht 5 B.M. 32,34:
Es ist verborgen bei mir, versiegelt in meinen Schätzen, ähnlich Daniel 12,9: Verborgen und versiegelt bleiben die Worte bis zur Zeit des Endes, damit die Kenntniß des Endes, das erst in späten Tagen eintreffen wird, nicht den Schwachherzigen zum Anstoße und Aergernisse werde und ihnen unendlichen Nachtheil bereite, indem die Söhne des Exils sich von der Hoffnung auf Erlösung lossagen würden, und dies Veranlassung geben könnte, daß Kleingläubige das Joch der Gotteslehre und der Gebote von ihrem Nacken schütteln, wie dies bei vielen wirklich schon der Fall gewesen.

Sieh nur, das Ende des egyptischen Druckes, wiewohl es unserem Urvater Abraham, in deutlichen Worten mitgetheilt worden, so finden wir doch in der h. S. zwei von einander abweichende Zeitpunkte angegeben, nämlich 430 und 400 Jahr, und jede dieser beiden Zahlen beginnt lange Zeit vor der Einwanderung Jakobs und seiner Söhne in Egypten, wie bereits gezeigt worden, mithin was das wahre Ende nicht der Mehrzahl bekannt, bis zur Zeit, da sie wirklich aus Egypten gezogen.

Ebenso finden wir, in Rücksicht auf das Ende des babylonischen Exils, wiewohl dem Propheten Jirmejah in deutlichen Worten mitgetheilt, zwei verschiedene Zeitpunkte.
An einer Stelle heißt es:
Nach Verlauf von 70 Jahren in Babel werde ich euch bedenken, Jer. 29,10, an einer andern hingegen:
Nach Verlauf von 70 Jahren über den Trümmern Jeruschalajim’s, Daniel 9,2: zwischen beiden Zeitpunkten aber liegen 21 Jahr.
 
Folglich was das wahre Ende auch ihnen nicht bekannt, bis zum zweiten Jahr des Königs Darjawesch, wo bereits seit der Zerstörung Jerusalems 70 Jahr vorüber waren, da ging ihnen der Bau (des Tempels) glücklich von Statten, aufgemuntert durch die Weissagungen des Chaggai und Secharjah. (S. Esra 4,24.5.1)
Wenn nun das Ende dieser beiben Zeitpunkte obschon mitgetheilt mit deutlichen Worten, unter Angabe bestimmter Zahlen und nur auf kurze Zeit hinausgeschoben, gleichwohl nicht genau bekannt gewesen, bis das Endziel wirklich herbeigekommen, wie muß erst jenes wunderbare Ende unbekannt sein, nämlich das Ende des gegenwärtigen langdauernden Exils, das nur in dunklen und räthselhaften Worten mitgetheilt worden!
 
Die Bestimmung dieses Endes, wiewohl wir solche in Daniel an zwei verschiedenen Orten, jedesinal mit anderem Ausdrucke antreffen, ist dennoch keinesweges jedesmal anders aufzufassen, nur ist der Ausdruck das eine mal in der heiligen Sprache gegeben: למועד מועדים וחצי  (d.h.nach einer Zeit, mehreren Zeiten und ein halb) wenn vollends gebrochen sein wird die Macht des heiligen Volkes, wird alles Dies vollbracht. (Daniel 12,7), das andere Mal hingegen in der aramäischen: und sie werden ihm preisgegeben werden bis עדן ועדנין ופלג עדן (d.h. eine Zeit, mehrere Zeiten und eine halbe Zeit) (ebendaselbst 7,15) Trotzdem aber diese beiden Ausprüche nicht die geringste Abweichung und Verschiedenheit enthalten, sind dennoch - weil die Fassung eine dunkle, räthselhafte und unklare ist - die Thore der Untersuchung, um sich über diese vorherbestimmte Zeit wahre Gewißheit zu verschaffen, jedem Denkenden verschlossen; und zwar nicht nur wegen der Unzulänglichkeit des Untersuchenden, sondern auch wegen der Dunkelheit der Untersuchung.
 
War doch selbst der gottbegeisterte Prophet, obschon er es verstand, Räthsel zu lösen und Geheimnisse zu offenbaren, nicht im Stande, hier eine Einsicht zu erlangen, wie er allein aussagt Cap. 12,8:
Ich hörte, erlangte aber keine Einsicht; er bat zwar den Engel um nähere Mittheilung, dieser aber wollte ihm keine folche Mittheilung machen, wie es daselbst heißt:
Er sprach, geh Daniel, denn verborgen und versiegelt bleiben diese Worte bis zur Zeit des Endes, ebend. V. 9.
So heißt es auch 5. B.M. 32,34:
Es ist verborgen bei mir, versiegelt in meinen Schätzen.
Was Daniel sagt:
Wenn vollends gebrochen sein wird die Macht des heiligen Volkes, wird alles dies vollbracht, ist ganz dasselbe, was geschrieben steht 5. B.M. 32,36:
Wenn er sieht, daß geschwunden die Macht, und dahin ist Bewahrtes und Befestigtes.
Aehnlich finden wir in ihrer Apostelgeschichte 1,6:
Die Apostel fragten Jesus: Wirst du nun das Königreich Israel wieder herstellen? Er aber antwortete ihnen und sprach: Euch kommt es nicht zu, Zeiten und Zeitumstände zu wissen, welche Gott seiner eigenen Macht vorbehalten hat.
 
Hieraus könnt ihr entnehmen, daß die Fragesteller, durch diese ihre Frage deutlich zu erkennen gegeben, das Reich werde in Zukunft noch hergestellt werden, ganz entgegengesetzt jenen Behauptungen der oben erwähnten Christen, sowie hinwider der Antwortende, durch seine Antwort zu erkennen gegeben, einmal, daß er nicht der erhoffte Messias sei, wie seine Anhänger vorgeben, da er nicht gesagt er werde das Reich herstellen, und fürs zweite daß kein Mensch im Stande sei das Ende des gegenwärtigen Exils zu wissen, außer Gott allein, dessen Allweisheit unergründlich ist.
Hierzu kommt noch, daß unsere Erlösung aus dem gegenwärtigen Exil von vollkommener Verbesserung abhängig ist, wie die h. S. sich deutlich ausspricht, 5. B. M. 30, 1-6:
Und es wird sein, so über dich kommen alle diese Worte, der Segen und der Fluch, die ich dir vorgelegt, und du nimmst es zum Herzen unter allen Nationen, wohin dich vertrieben der Herr, dein Gott, und kehrest zurück zum Herrn, deinem Gotte, und hörest auf seine Stimme, nach Allem, was ich dir heute gebiete, du und deine Söhne, mit deinem ganzen Herzen und deiner ganzen Seele; so wird auch der Herr, dein Gott, zurückführen deine Gefangenen, und sich dein erbarmen, und dich wieder sammeln aus allen Völkern, wohin der Herr, dein Gott, dich zerstreuet haben wird. Wenn auch deine Vertriebenen sein werden am Ende des Himmels, von da wird dich sammeln der Herr, dein Gott, und von da dich holen; und bringen wird dich der Herr, dein Gott in das Land, das deine Väter besessen, und wirst es besitzen, und er wird dir wohl thun und dich mehren, mehr als deine Väter. Und beschneiden wird der Herr, dein Gott, dein Herz und das Herz deines Samens ff.
 
Diese Besserung aber hängt von unserer Wahl und unserem freien Willen ab, somit war es nicht möglich eine genaue Zeit für das Ende anzusetzen, da es ja bei uns steht, jederzeit die Länge der Dauer bis zu diesem Ende abzukürzen, sobald wir uns zu Gott mit einer vollkommenen, aus ganzem Herzen kommenden Besserung wenden wollen, denn obwohl die Endzeit der Erlösung ihm, dem Hochgelobten bemußt ist, so thut doch dieses göttliche Wissen besagter Endzeit unserer Freien Wahl durchaus keinen Eintrag, wie denen, die mit gebührendem Nachdenken die Worte der wahren Weisen s. A. gelesen, klar sein wird.
 
Was Jene (die Christen) jedoch vorbringen aus dem Schriftverse:
Ihr werdet zu Grunde gehen unter Völkern, und wird euch aufzehren das Land eurer Feinde, so ist unter dem Ausdrucke אבד kein förmliches Zugrundegehen gemeint, denn in unserer Sprache heißt auch der Dürftige ein Verlorener אובד ohne Gewand, Job. 31,19 ebenso:
Gebet Berauschendes dem Verlorenen!
 
Sprüchw. 31,6; ferner heißt auch der Umherirrende ein Verlorener אובד wie z. B., ich irre umher wie ein verlorens Schaf; suche deinen Knecht!
Ps. 119,176:
So sollst du thun mit allem Verlorenen deines Bruders, 5. B.M. 22,3; demgemäß heißt es auch Jesch. 27,13: und es werden kommen die Verlorenen im Lande Aschur und die Verstoßenen im Lande Mizraim.
Unmöglich kann hier אבד mit förmlichem Zugrumdegehen erklärt werden, da es doch 3. B.M. 26,44 heißt: Aber dennoch, wenn sie sein werden im Lande ihrer Feinde werde ich sie nicht verwerfen noch verschmähen, sie zu Grunde zu richten, meinen Bund mit ihnen zu brechen; den nich bin der Herr, ihr Gott.
Ferner Jes. 66,22:
Denn so wie der neue Himmel und die neue Erde, die ich mache, vor mir bestehen, spricht der Herr, so wird bestehen euer Same und euer Name.
 
Endlich Jirm. 30,11:
Denn mit dir bin ich, spricht der Herr, dich zu retten; denn wenn ich auch eine Vernichtung anrichte bei allen Völkern, unter welche ich dich zerstreuet have, so werde ich doch bei dir keine Vernichtung anrichten; ich have dich gezüchtigt, um des Rechtes willen, zu Grunde richten aber werde ich dich nicht.
 
Was ferner die Worte betrifft: und wird euch aufzehren das Land eurer Feinde, so spricht hier die Schrift von denen, die im Exil hinsterben; ähnlich, es ist ein Land, das seine Bewohner aufzehrt, (4. B.M. 13,32) oder von denen, die als Märtyrer ihres Gottesglaubens, von Andersglaubenden getödtet worden, wie es Ps. 44,23 heißt:
Denn um deinetwillen werden wir erschlagen jeden Tag und geachtet wie Schafe zum Schlachten.
 
Was endlich noch den Beweis der Christen von der langen Zeitdauer anlangt, indem sie behaupten, daß eine Sache die sich durch ganze 1500 Jahre nicht verwirklicht, sich unmöglich später verwirklichen könne, so liegt die Antwort aus der Hand:
Von Erschaffung der Welt bis zum Auszuge der Israeliten aus Egypten vergingen 2448 Jahre. Während des Verlaufes dieser ganzen langen Zeit wurden in der ganzen Welt solche Zeichen und Wunder weder gesehen noch gehört, wie nachmals beim Auszuge aus Egypten, wie z. B. die zehn Plagen, das Spalten des Schilfmeeres, das Fallen des Mannas und die Gesetzgebung am Berge Sinai.
Mithin war diese außerordentlich lange Zeitdauer kein Grund, um die Verwirklichung dieser Wunder zu verhindern, obschon sie bis dahin sich nich verwirklicht hatten.
Hierauf deutet die h. S. 5. B.M. 4,32-34:
Frage doch die vergangenen Tage, die vor dir waren, von dem Tage an, da Gott den Menschen geschaffen auf der Erde, und vom Ende des Himmels bis zum Ende des Himmels, ob wie diese große Sache geschehen, oder der gleichen gehört worden? Ob vernommen ein Volk die Stimme Gottes, redend aus der Mitte des Feuers, so wie du vernommen, und blieb leben? Oder ob ein Gott versucht hat zu kommen, sich zu nehmen eine Nation aus der Mitte einer Nation, durch Versuchungen, Zeichen und Wunder, durch Krieg und starke Hand und ausgestrecktem Arm und große Schrecknisse, ganz so wie für euch gethan der Herr, euer Gott, in Mizraim, vor deinen Augen.
Diesen Gegenstand hat bereits der gelehrte R. Jizchak Arama in seinem Werke Akaedath Jizchak zum Wochen-Abschnitte Waethchannan Abschnitt 88, ingleichen in seiner Schrift Chasuth Kaschah Abschnitt 12 deutlich erörtert, und thut dessen auch Erwähnung der gelehrte R. Jizchak Abarbanell in seinem Werke Mirkebeth Hammischneh zum Wochen-Abschnitte Waethchannan.
Ja, die Beweisführenden selbst glauben nach ihren Religionsgrundsätzen, daß ihr Messias die Seelen der Frommen der ältesten Zeiten, wie Adam, Hebel, Scheth, Noah, Eber, Schem, Abraham, Jizchak, Jakob und Andere von der Macht des sie unterjochenden Satans, nach Verlauf einiger Jahrtausende erlöst habe; warum also widerstrebt es ihnen zu glauben, daß Gott Israel aus dem gegenwärtigen Exil erlösen werde, da nunmehr erst die Hälfte jener Zeit verstrichen?
Diese Antwort ist eine genügende; und kann nur der Unwissende und Schiefkopf sie zurückweisen.